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Warum Durchschlafen nicht normal ist

Durchschlafen ist für viele Menschen das Kriterium für guten Schlaf. Fragt man einen Menschen, ob er gut geschlafen hat, dann bekommt man oft zur Antwort: „Ja, ich habe durchgeschlafen!“ oder eben auch „ Hmmm nein nicht so gut, ich bin dauernd aufgewacht, war keine gute Nacht.“  Viele Menschen definieren ihren Schlaf dadurch, dass sie das Gefühl haben sie hätten durchgeschlafen.

Aber ist durchschlafen eigentlich wörtlich genommen normal?

Was bedeutet eigentlich Durchschlafen?

Bei einem Baby sagt man, „Oh, es schläft von 21.00-6.00 Uhr schon durch.“ Man meint aber das Kind braucht in dieser Zeit keine Zuwendung, kein Essen, keine Beruhigung und nichts zu trinken. Wenn man es die ganze Nacht beobachtet, dann stellt man fest, auch dieses Kind schlägt die Augen auf, knurrt ein paar Minuten rum, dreht sich, setzt sich sogar manchmal auf, nimmt sich den Schnuller wieder selbst oder eine bereitgestellte Trinkflasche.  Manche Kinder singen, plappern oder grummeln ein wenig vor sich hin. All das bekommt Mama und Papa gar nicht mit, denn die schlafen ja selbst. Durchschlafe bedeutet bei einem Kind/ Baby dass es nachts nicht schreit, spielen oder essen will.

Durchschlafen muss so ein frisch geborener Mensch erst lernen. Das passiert in den Wochen nach der Geburt, wenn das Kind dem natürlichen Tag/Nachtrhythmus erlebt mit Lichteinfall auf den Chiasma Opticus über die Retina der Augen. Auch Temperatur, Rhythmen, Geräuschkulisse tags und nachts Stille tragen dazu bei. Essverhalten tags und nachts nicht essen, auch die ersten Wochen bei Mutter/Vater im Bett helfen dem Neuankömmling seine innere Uhr auf Tag/Nacht zu trainieren. Denn nachts ist die Herzfrequenz der Eltern niedriger, ruhiger, regelmäßig. Die Eltern sind still, atmen langsam und  das überträgt sich auf das Kind und es „lernt“ tags aktiv zu sein und  nachts ruhig.

Beobachtet man Erwachsene im Schlaf stellt man fest, dass diese auch nicht durchschlafen, sondern sich drehen, auf- und zudecken, sogar Augen kruz öffen und sich viel bewegen.

Durchschlafen bedeutet also etwas anderes.

Aber wieso können wir eigentlich nicht durchschlafen?

Wir sind darauf ausgelegt nachts zu schlafen. Dafür bildet der Körper bei Anbruch der Dunkelheit Melatonin aus. Zu Beginne des Schlafes „checkt“ das Gehirn ständig die Umgebung. Es erstellt eine Art Scan vom Istzustand des Beginns der Nacht. Eine Art Schlaffeld wird erzeugt. Dann folgen die Erholungsphasen. Zuerst der Tiefschlaf mit Deltaaktivität im Gehirn, später auch REM mit Thetaaktivität und absoluter Bewegungslosigkeit.

Diese Phasen dauern 20-40 Minuten. Dazwischen findet immer wieder Leichtschlaf satt. Der Wechsel von Tief- zu Leichtschlaf erfolgt immer über kurze „Wach“ Phasen. Dabei wird die Umgebung gecheckt. Ist noch alles so, wie am Abend, schläft man direkt weiter. Hat sich etwas verändert, wird das Gehirn zunächst noch etwas wacher, um die neue Situation einzuorden. Fühlt es sich weiterhin sicher, fällt das Gehirn zurück in den Tief- oder REM-Schlaf.

Dabei dringen auch Signale aus dem Köprerinneren ins Gehirn, man verspürt Harndrang, oder Durst. Wird das rasch befriedigt, bleibt das Schlaffeld erhalten, und man kann weiterschlafen.

Permanent misst es die Temperatur und checkt das Licht, auch durch die geschlossenen Augenlider hindurch. Wird es heller stoppt die Melatoninproduktion. Auch auf Geräusche reagiert das Gehirn. Vögelgezwitscher weckt uns langsam auf, auch Menschen, die sich unterhalten bedeutet für unser Gehirn „Aufwachen, da ist irgendetwas los“ und das machen wir dann auch. Nach solchem Erwachen findet das Gehirn nicht wieder so schnell in den Schlaf zurück, denn das Schlafffeld ist abgebaut.

Gute Nacht oder Schlechte Nacht

Alle halbe bis dreiviertel Stunde checkt das Gehirn unseren Zustand ab, und  reagiert.

In den kurzen Phasen des  aktivierten Gehirns hat auch unser Unterbewusstsein Zugang zu unserem Gehirn. Dann besteht eine Verknüpfung zum Frontalhirn. Befindet sich das Frontalhirn in einem gelassenen Zustand kann es sich jedesmal wieder zurücklehen und weiter schlafen. Am Morgen ist das gesamte Gehirn erholt, auch der Körper konnte wichtige Reparaturmaßnahmen durchführen, das Gehirn konnte entgiftet werden und die Amygdala konnte sich im REM Schlaf austoben und allen Stress vom Vortag verarbeiten. Wunderbar. Dieser Schläfer war zwar auf dem Clo, hat was getrunken, hat sich 12 x gedreht und gewendet, Füße raus und wieder unter die Decke gesteckt, aber er fühlt sich als hätte er durchgeschlafen.  Das war eine gute Nacht.

Ein Schläfer mit gestresstem Frontalhirn, also einer, der chronisch getrieben durch den Tag eilt, von Sitzung zur Verhandlung und zum Termin und an den PC und noch ins Workout Schnell etwas essen, Blumen besorgen und flottikarotti nach Hause, ach warte, die Tochter noch vom Fussball abholen, die Frau wollte noch Erdbeeren und der Vater ruft an, „wann komst du mal wieder?“. Mist der Kredit und ich wollte ja noch die Aktie… ach sch…. man müsste mal so richtig ausspannen. Vielleicht im Urlaub. Abends nen Film. Tatort, was normales halt.  Jetzt kommt zum Stress noch Bedrohung dazu. Wenn dieses Frontalhirn dann nachts aufwacht wird es checken, ob alles gut ist. Es riecht normal, es hört sich normal an, es ist noch dunkel also kann es weiterschlafen. Doch die vielen Dinge vom Tag gelangen auch wieder in das Frontalhirn und die Erinnerung daran kann  das Stresssystem aktivieren. Damit ist das Schlaffeld unterbrochen, und das Gehirn ist wach. Es muss wieder einen kohäreneten Zustand erzeugen, bevor Tiefschlaf einsetzen kann. Das fühlt sich an, als wäre man die halbe Nacht wach gewesen. Das war dann eine schlechte Nacht.

So empfinden Menschen das.

 

Durchschlafen kann auf körperlichen Ursachen gestört wein

Durchschlafen ist also nicht veranlagt.

Aber wir schlafen ständig wieder ein. Durch das nächtlich vorhandene Melatonin gelingt das immer ohne bewusstes Erwachen.

Außer Stress gibt es auch andere Probleme, die das Durchschlafen, bzw das wieder einschlafen verhindern. Störungen im Melatonin Haushalt oder im circadianen Rhythmus, zB bei Frühchen oder Jetlag wirken sich verheernd aus. Bestimmte Autoimmunerkrankungen der Hypophyse und des Chiasma Opticus bringen die innere Uhr aus dem Rhythmus. Die Rezeptoren funktionieren nicht mehr oder die Hormonrpoduktion läuft aus dem Ruder. Blindheit führt ebenfalls oft zu Verlust des Schlafrhythmuss`.  Narkolepsie kann die Folge sein. Eine besonders problematische Form der Narkolepsie ist der „Freilaufende Schlaf“ (mehr dazu im separaten Kapitel)

Diese Diagnosen müssen im kompetenten Schlaflabor und durch verschiedene Laborbefunde gestellt werden. Dort erfahren Sie auch mehr zu  Therapiemöglichkeiten.

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